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Chinesen kaufen deutsche Tradition

Vor 90 Jahren wurde Steigenberger gegründet, bis heute gehören berühmte Grandhotels zum Konzern. Jetzt geht die Hotelgruppe an die Konkurrenz aus Shanghai.

Von Caspar Busse
Hier wurde Geschichte geschrieben: Das Grandhotel Petersberg, hoch über dem Rhein südlich von Bonn, war nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1999 das Gästehaus der Bundesrepublik Deutschland. Zu Gast waren hier die Queen, der Dalai Lama, der japanische Kaiser und amerikanische Präsidenten. Bundeskanzler Konrad Adenauer hatte sich hier beim Treffen der Siegermächte für das Foto einfach mit auf den roten Teppich gestellt. Und auf der kurvigen Straße hatte der sowjetische Staatschef Leonid Breschnew einst den Mercedes kaputt gefahren, den er gerade von Kanzler Willy Brandt geschenkt bekommen hatte.

Jetzt haben hier die Chinesen das Sagen. Denn die Hotelgruppe Steigenberger, die das Hotel nach aufwendiger Sanierung erst vor knapp zwei Monaten wieder eröffnet hat, wird von der Huazhu Group aus Shanghai übernommen. 700 Millionen Euro bezahlen die Chinesen für das Unternehmen mit dem klingenden Namen. 1930 von Albert Steigenberger gegründet, betreibt das Unternehmen eine Reihe bekannter Grandhotels, den Frankfurter Hof, das Belvedere in Davos, das Parkhotel an der Königsallee in Düsseldorf oder den Handelshof in Leipzig. Die Gruppe, die den offiziellen Namen Deutsche Hospitality trägt und 740 Millionen Euro Umsatz macht, hat 118 Hotels in 19 Ländern, auch unter den Namen Intercity-Hotels, Maxx oder Jaz.

“Die legendäre Marke hat eine fast 90-jährige Tradition, die Gästen aus aller Welt eine perfekte Balance aus Tradition und Moderne bietet”, teilte am Montag Huazhu-Gründer Qi Ji mit. Das Unternehmen, das auch einen Sitz in Singapur hat und an der New Yorker Börse Nasdaq notiert ist, betreibt rund 5100 Hotels mit insgesamt 500 000 Zimmern. Nach Anzahl der Zimmer ist das Unternehmen der neuntgrößte Hotelbetreiber der Welt, aber der überwiegende Teil des Geschäftes wird in China gemacht, dort besteht auch eine Kooperation mit der französischen Accor-Gruppe mit den Marken Ibis, Novotel oder Mercure. Mit dem Erwerb von Steigenberger wollen die Chinesen nun international wachsen.

Am Konzept von Steigenberger werde sich nichts ändern, heißt es, die Geschäftsführung bleibe im Amt. “Die Übernahme durch Huazhu steht im Einklang mit dieser Zielsetzung”, teilte Steigenberger mit. Unternehmenschef Thomas Willms hatte erst im Frühjahr betont: “Es gibt bei uns schon Hotels, da gibt es mehr chinesische als amerikanische Gäste. Das ist die neue große Zielgruppe, auf die wir uns sehr einstellen.” Mit dem neuen Eigentümer dürfte das einfacher werden. Steigenberger will bis zum Jahr 2025 auf insgesamt 250 Hotels kommen, der Umsatz soll auf mehr als eine Milliarden Euro steigen. Dabei sollen die finanzkräftigen Chinesen helfen.

Unternehmen aus China investieren in den internationalen Tourismusmarkt. So gehört etwa Club Med zum Konglomerat Fosun, das zuletzt auch die Namensrechte am insolventen Reisekonzern Thomas Cook gekauft hatte. Die andere traditionsreiche Hotelgruppe mit deutschen Wurzeln, Kempinski, ist schon lange in der Hand des Königshauses von Bahrain. Steigenberger hatte sich zuletzt intensiv auf seine deutsche Wurzeln besonnen. “Wenn wir zum Beispiel in Dubai ein Hotel eröffnen, gibt es dort einen deutschen Bäcker und deutsches Brot”, sagte Unternehmenschef Willms im Frühjahr. Der Name soll insbesondere im Nahen Osten für gute Geschäfte sorgen, auch im Wettbewerb mit den großen US-Konzernen. Immobilien erwerben die Chinesen nicht.

Die Nachfahren von Gründer Steigenberger waren schon 2009 ausgestiegen. Sie hatten damals alle Anteile an Hamed El Chiaty verkauft, einen Investor aus Ägypten, der unter anderem die Hotelgruppen Iberotel und Sol y Mar betreibt. Als er vor zehn Jahren kurz nach der großen Finanzkrise einstieg, ging es dem Unternehmen schlecht. Er steckte dann viel Geld in die Sanierung, jetzt steigt er überraschend aus – und macht Kasse.

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